Zu Gott kommen {Fasten}

Ich konnte nie viel mit Fasten anfangen. Ich wusste nicht, was es Gott bringen sollte, dass ich auf mein Essen verzichte. Fernsehserien oder Ähnliches zu fasten, konnte ich noch ansatzweise nachvollziehen. Man hat mehr Zeit und nutzt sie im Optimalfall besser. Aber essen fasten? Für mehrere Tage? Wenn ich hungrig bin, bin ich bockig und das kann Gott ja wohl auch nicht wollen.

Aber manchmal sind Gottes Gedanken anders als unsere. Schon in den Wochen bevor ich zu YWAM aufgebrochen bin, hat das Thema immer mal meine Gedanken gestreift. Als ich dann einige Wochen in Hawaii war, hat sich der Eindruck verschärft. Irgendwie wollte ich wissen, was es mit dieser Fasterei auf sich hat. Immer wieder sehen wir in der Bibel, dass Menschen gefastet haben. Oft war das im Zusammenhang mit Trauer oder Buße. Manchmal fasteten Menschen und beteten im gleichen Zug verstärkt für ein bestimmtes Anliegen oder um Führung. Trotzdem machte das alles für mich keinen Sinn. Was sollte das bringen?

Aber die Neugier war geweckt und im Gebet entschied ich über das Wochenende zweieinhalb Tage zu fasten. Ich beschloss, nicht auf den Trip zu gehen, den unsere Gruppe für Samstag geplant hatte und das Wochenende über einfach mal Gott machen zu lassen.

Ich wusste nicht wirklich, mit welchen Erwartungen ich die ganze Sache angehen sollte. Hielt das Wochenende eine lebensverändernde Begegnung mit Gott bereit? Würde er mir Antworten auf meine neu aufgeworfenen Fragen geben, wie mein Leben in Zukunft aussehen sollte? Würde er mich an irgendwelche Wunden aus meiner Vergangenheit zurückführen, von denen ich bis dato nichtmal wusste, und sie heilen?

Um ehrlich zu sein: Von außen betrachtet, war mein Wochenende nicht sonderlich spektakulär, aber es hat sich bewahrheitet, was Elia schon festgestellt hat.

[Der Herr] aber sprach: „Komm heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn!“ Und siehe, der Herr ging vorüber; und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht in dem Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht in dem Feuer. Und nach dem Feuer kam die Stimme eines sanften Säuselns. ~1.Könige 19,11-12

Gott braucht keine Knalleffekte, sondern er ist ein sanftes Säuseln. Dieses Wochenende habe ich vor allem diese Dinge gelernt:

  1. Fasten ist nicht dasselbe wie Hungern

Normalerweise merke ich schnell, wenn ich nur ein Essen ausfallen lasse. Ich habe Hunger und lasse das oft auch alle Welt wissen. Ich hatte Respekt davor, zu fasten, weil ich Angst hatte, es nicht zu schaffen. Das wirklich Geniale ist aber, ich hatte zwar Hunger, aber nur immer mal kurz und eher so, dass ich etwas essen könnte, aber es nicht wirklich müsste. Das allein grenzt für mich schon an ein Wunder. Gleichzeitig hat Gott mir damit gezeigt, dass ich mich mit dem Fasten nicht selbst geißeln muss. Es geht ihm nicht darum, dass wir für ihn leiden, sondern das Ziel davon ist es, uns für ihn abzusondern und ihn bewusst in den Mittelpunkt zu stellen.

  1. Fasten ist ein Geschenk

Der Zweifel „Was hat Gott davon, wenn ich für ihn hungere?!“, ist berechtigt. Es bringt Gott nichts. Fastenzeit ist kein Geschenk von uns an Gott. Es ist ein Geschenk von Gott an uns. Es ist eine Einladung, uns von ihm lieben zu lassen, in seiner Gegenwart zu baden und uns in welchem Bereich auch immer von ihm formen zu lassen.

  1. Fasten ist keine Arbeit

Fasten und beten. Wenn ich ehrlich bin, klingt das zusammen für mich nach anstrengender Arbeit. Ich habe an diesem Wochenende gebetet, in dem Sinne, dass ich mit Gott geredet habe. Entgegen meiner Erwartungen, habe ich allerdings so gut wie keine Fürbitte geleistet – und das war okay. Was ich persönlich in den letzten drei Tagen gelernt habe, war einfach Zeit mit Gott zu verbringen, ohne irgendetwas tun zu müssen. Ich musste nicht Bibel lesen. Ich musste nicht für x Leute einstehen. Ich durfte einfach sein und genießen.

Das waren nur meine Erfahrungen. Das bedeutet nicht, dass Fasten bei anderen Menschen nicht ganz anders aussehen kann. Neben dem, was ich über das Fasten grundsätzlich gelernt habe, hat Gott in den letzten Tagen auf unterschiedliche Weise ganz persönlich zu mir gesprochen. Er hat sich mir auf neue Art und Weise offenbart und ich durfte neue Facetten seines wunderbaren Wesens entdecken.

Wenn du das Gefühl hast, es ist für dich dran, zu fasten – vielleicht ohne genau zu wissen, was das heißt und wozu – möchte ich dich einladen, es auszuprobieren. Lass dich auf diesen Ausflug mit Gott ein. Und habe keine Angst, dass er nicht auftaucht.

Kommt zu Gott, und Gott wird euch entgegenkommen. ~Jakobus 4,8

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